Interview Terry Farrell: Ich bin kein Arschloch gewesen (2024)

Karriere, Krisen, Küsse: Terry Farrell spricht mit Serienjunkies.de über ihren Erfolg, vertragliche Probleme bei Deep Space Nine und Becker... und natürlich über den lesbischen Kuss von Lt. Dax.

Auf der FedCon 2010 ließen sich Serienjunkies.de-Redakteure Hanna Huge und Christian Junklewitz von Terry Farrell verzaubern. Heute wird die Schauspielerin 47 Jahre alt.

SJ: Besuchen Sie häufig Star-Trek-Coventions wie die Fedcon?

Nein, ich war noch nie auf der Fedcon; das letzte Mal bin ich in meinen frühen Zwanzigern als Model in Deutschland gewesen. Solche Auftritte bei Conventions mache ich äußerst selten.

SJ: Sie gehören wohl zu den ersten erfolgreichen Models, die den Absprung ins Schauspielgeschäft geschafft haben?

Vielleicht war ich nicht die erste, aber jedenfalls hätte ich mich klüger dabei anstellen sollen. Habe ich schon erwähnt, dass ich aus Iowa komme (lacht)? Ich kannte die Branche leider gar nicht und musste mich sehr anstrengen, das Richtige zu tun.

SJ: Aber es hat doch gut funktioniert?

Ohne Zweifel. Ich hätte es mir nur etwas leichter machen können.

SJ: Sie zählen auch zu den wenigen Darstellern des „Star Trek“-Universums, die sofort nach dem Ausstieg aus DS9 direkt anderweitig untergekommen sind - in der Comedy-Serie „Becker“.

Ja. Da hatte ich wirklich Glück. Die Dreharbeiten der beiden Serien verliefen sehr unterschiedlich. Es war sehr frustrierend, sich ständig an umgeschriebenen Skripten zu orientieren. Bei der Produktion einer Comedy-Serie geht es eigentlich nur um das Neuschreiben der Dialoge. Es kann passieren, dass die Autoren nach zwanzig Neufassungen den Witz einfach aus dem Skript entfernen oder am Ende dann doch die erste Version favorisieren. „Wir sind durch diese ganzen Veränderungen gegangen, nur um alles so zu lassen, wie es am ersten Tag war?“ Es war teilweise sehr verrückt, aber die Arbeitszeiten waren bei Becker deutlich erträglicher.

SJ: Das Live-Publikum muss doch auch einen erheblichen Unterschied gemacht haben?

Oh ja, das hat es. Es war teilweise eine schwierige Umstellung. Aber es hat wirklich Spaß gemacht. Es war ja für mich die erste Mitarbeit in einer Comedy-Serie, und die Umstellung fiel mir nicht leicht.

SJ: Am Set müssen sich ja auch einige Trekkies befunden haben?

Das stimmt. Die Produzenten hatten sogar extra Sicherheitskräfte für mich engagiert. Es schlichen sich so einige ans Set oder um meinen Wohnwagen. Man musste sehr vorsichtig sein, keine Trekkies als Komparsen zu beschäftigen. Es war oftmals recht amüsant, aber man darf natürlich nicht vergessen: es braucht nur ein Irrer vorbeischauen, und die Situation kann gefährlich werden.

SJ: Vermissen Sie das Ganze manchmal?

Wenn ich an die die furchtbaren Arbeitszeiten und den Stress denke, vermisse ich es nicht, schon weil ich ein Kind habe. Aber natürlich bin ich sehr dankbar für den Erfolg. Ich glaube, dass ich bekannt genug bin, um irgendwann wieder eine kleine Rolle in einer Serie übernehmen zu können. Ich kann immer als Mutter zurückkommen. Oder als Großmutter. Die Verantwortlichen werden dann sagen: „Oh, sie ist sechzig Jahre alt... und sieht auch so aus(lacht). Nicht wie viele andere Schauspielerinnen in dem Alter, die mit Botox ihre Mimik verlieren. Independent-Filme würden mich auch interessieren. Aber ich denke, dass mein Sohn vielleicht zehn oder elf Jahre alt sein sollte. Dann kann er mitkommen und sich selbst beschäftigen.

SJ: Vielleicht eine Rolle in einem neuen „Star Trek“-Film?

Bietet ihr mir einen Job an? (lacht). Das wäre natürlich großartig. Oder ein kleiner Gastauftritt, ohne wieder in L.A. wohnen zu müssen.

SJ: Bei Deep Space Nine und bei Becker mussten Sie frühzeitig gehen. Bereuen Sie die Entscheidungen von damals? Wären Sie gern länger bei einer der Serien geblieben?

Mein Vertrag lief aus. Wenn ich an Star Trek denke, so habe ich die Serie nicht frühzeitig verlassen, sondern mein Vertrag wurde nicht verlängert. Ich wollte darüber sprechen, aber dazu kam es nicht. Es sah so aus, als wäre ich der Bösewicht gewesen, aber das war ich nicht. Ich bin kein Arschloch gewesen. (lacht)

Kommen wir zu Becker. Da haben sich die Verantwortlichen dazu entschlossen, mit Nancy Travis fortzufahren. Vielleicht mochten sie ihre Persönlichkeit mehr als meine? Ich fand sie übrigens großartig in der Serie. Aber im Endeffekt führte sie den Diner weiter, und das war einfach eine sehr bizarre Entscheidung.

SJ: Es war ein großer Fehler. Das denkt mindestens ein Zuschauer.

(lacht) Danke. Aber ich glaube eben auch, dass es eine persönliche Entscheidung gewesen ist. Nicht, dass ihre Rolle etwas Neues für die Serie einbrachte. Mein Charakter hat mit Becker geschlafen, und dann bin ich verschwunden. Es machte irgendwie keinen Sinn. Als es dann hieß, ich sollte nicht einmal mehr zurückkommen, um irgendwie Sinn in die ganze Geschichte zu bringen, war ich natürlich am Boden zerstört. Als Schauspielerin muss man solche Entscheidungen akzeptieren, aber es war wirklich ein Schock für mich. In der Zeit hatte ich eigentlich gerade das Gefühl, dass ich es endlich geschafft hätte. Ich bekam einige Rollen in TV-Filmen, ich dachte, mein Comedy-Timing sei recht gut geworden - und dann diese Entscheidung. Sie gab mir das Gefühl, ich hätte versagt. Die Einladung zur hundertsten Episode schlug ich aus. Ich war einfach zu verletzt.

SJ: Wir sind auf jeden Fall sehr froh, dass Sie die Einladung zur FedCon angenommen haben. Und wir hoffen natürlich, Sie bald wieder im TV oder in einem Film zu sehen!

Ich würde niemals nie sagen. Mein Sohn freut sich ja auch sehr darüber, Dax als Mutter zu haben. In der Schule realisieren die anderen Eltern manchmal Jahre später, dass ich einmal im Fernsehen zu sehen gewesen bin. „Ihr müsst mich nicht mögen, weil ihr mich im Fernsehen gesehen habt.“ Mein Neffe hat neulich DS9 gesehen und kann mir nun wegen der lesbischen Kuss-Szene kaum mehr in die Augen schauen... Ich würde mir eigentlich wünschen, dass mein Sohn den Kuss nie sieht. Ich kann mir richtig vorstellen, wie er und seine Freunde im Wohnzimmer sitzen und einer der Freunde sagt: „Ey Alter, Deine Mutter küsst da voll eine andere Frau“. (lacht)

SJ: Vielen Dank für das Gespräch!

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Author: Tish Haag

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